Nachruf auf Peter Missel

Peter Missel

Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut

1952-2019

1. Vorsitzender dg sps 2015-2019

 

Peter Missel starb am 20.07.2019 nach längerer und schwerer Krankheit. Bis zuletzt hofften seine Familie und seine Freunde und Kollegen bei jedem Anzeichen einer möglichen Besserung und letztlich vergebens. Mit seinem Tod trifft die Suchthilfe und Behandlungsszene in Deutschland ein herber Verlust – Peter Missel war über sein fast 40jähriges Wirken als Leitender Psychologe und Psychotherapeut in der heutigen MEDIAN Kliniken Daun (Am Rosenberg, Thommener Höhe und Altburg) hinaus im besten Sinne als Lobbyist und Gestalter einer fachlich kompetenten, menschlich respektvollen und empirisch fundierten Suchtbehandlung engagiert und wirksam.

Er wurde nicht müde, Qualität und Verbindlichkeit einzufordern, junge Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen und ihnen Freude und Wirksamkeit im gewählten Arbeitsbereich zu ermöglichen sowie gute Rahmenbedingungen für die Suchtbehandlung, aber auch deren Finanzierung und die Anerkennung von Sucht als psychische Erkrankung zu forcieren. Dabei  erwarb er sich über die Jahre einen unvergleichlichen Status als Experte, aber auch als unbeugsamer Verhandler, der nicht nachließ, sich einzusetzen für das, was er selbst als richtig empfand und für was er stand. Stratege und Taktiker zugleich konnte er in zielführender Weise in der Situation auch schon mal einen Schritt zurückgehen, falls erforderlich, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, um an anderer Stelle, z.B. durch seine bekannt-berüchtigten kurzen statements, den Kern eines Themas in den Raum zu stellen. Dabei verlor er selten das Augenmaß – Unverbindlichkeit und Willkür hasste er und konnte in solchen Situationen auch vehement werden.

Peter Missel war stolz darauf, Psychologe und Psychotherapeut zu sein. Er förderte die Einbeziehung psychotherapeutischer Methoden in die medizinische Rehabilitation bei Abhängigkeitsstörungen, sowohl in der Konzeptentwicklung als auch in der konkreten Umsetzung der Behandlung. Er glaubte an die notwendige empirische Überprüfung von Behandlungsbausteinen und Interventionen – auch im Respekt vor den anvertrauten Menschen. Er baute ein Ausbildungsinstitut für psychologische und ärztliche Psychotherapeutinnen und -therauten auf (Eifeler Verhaltenstherapieinstitut EVI Daun) und erlebte noch den Erfolg der Erweiterung des Instituts und der angeschlossenen Fachambulanz in Köln. Er beriet unprätentiös und mit Blick für wirtschaftliche Zusammenhänge die Verantwortlichen, die ihn schätzten – egal ob in Klinik, Ambulanz, bei Kosten- und Leistungsträgern, im Fachverband Sucht, dem er jahrelang als Vorstandsmitglied angehörte, der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie, deren Gründungsvorstand er angehörte und die er in den letzten Jahren als Vorstandsvorsitzender führte und als Mitglied zahlreicher Ausschüsse und Arbeitsgruppen, die alle seinen Sachverstand und seine Verbindlichkeit sowie seinen unermüdlichen Fleiß schätzten.

Im Jahre 2017 wurde ihm von der Bundespsychotherapeutenkammer der Diotima-Preis verliehen - eine Ehrung, die ihm viel bedeutete, wie er mir sagte. Er verstand dies als Anerkennung seines beruflichen und psychotherapeutischen Engagements zugunsten von Patientinnen und Patienten sowie gleichermaßen von Kolleginnen und Kollegen, insbesondere in der Suchtbehandlung. Ihn, dem akademische Ehren sonst wenig imponierten, rührte diese Ehrung für sein ganzheitliches Bemühen und die erreichten Erfolge ganz besonders.

Wir verlieren mit Peter Missel einen einfühlsamen, humorvollen und einzigartigen Menschen, einen verlässlichen, leistungsstarken und engagierten Kollegen, einen wirkungsvollen und überzeugten Mitstreiter für die Sache und eine Person mit Herz und Verstand. Danke dafür, dass wir gemeinsame Wegstrecken gegangen sind.

 

Dr. Wilma Funke

(gemeinsam unterwegs: 1982-2019)